Als Jugendlicher rebellierte Rupert Santner gegen den Glauben. Später entdeckte er Gott als seinen großen Schatz. 2019 wird er zum Diakon geweiht.
Musik ist für den angehenden Priester Rupert Santner eine große Leidenschaft.
Ende 2019 folgt für Rupert Santner die Diakonweihe und im Sommer 2020 die Priesterweihe. Bilder: Loretto/Privat
Handwerklich begabt, absolvierte der Sohn vom Nigglbauern am Holztechnikum in Kuchl die HTL. Mit Gott ist Rupert Santner seit seiner Kindheit eng verbunden. Katholisch erzogen, besuchte er mit seiner Familie jeden Sonntag den Gottesdienst in Mariapfarr und Tamsweg und betete auch regelmäßig im Kreise seiner Familie.
Mit elf, zwölf Jahren hat er gegen den Glauben innerlich und äußerlich rebelliert. “Das, was ich zuvor bekämpft habe, habe ich später als großen Schatz entdecken dürfen”, erinnert sich der heute 28-Jährige. Seine “Berufung” empfing er im Alter von 14 Jahren: “Es war ein stiller Moment bei einem katholischen Jugendtreffen in Pöllau mit mehreren Hundert Teilnehmern. Es war ein Gnadenmoment. Ich dachte mir danach: ,Herrgott, wenn du willst, werde ich ein ganz ein kleiner Priester nur für dich.'”
Der Alltag hielt danach Einzug. Im Herzen blieb jedoch der Gedanke und kam nach der Matura wieder zurück. Gemeinsam mit einem Schulfreund war Santner drei Monate mit dem Auto unterwegs bis in die Türkei und Georgien. Dort verkauften sie das Auto und flogen weiter nach Indien. “Wir wollten andere Kulturen kennenlernen.”
Als Freiwilliger arbeitete der Lintschinger in einem Sterbeheim und Männerhospiz, kam auf eine besondere Weise in Berührung mit dem Tod. “Wir haben viel gesehen. Auch sehr viel Elend. Am Grab von Mutter Theresa in Kalkutta habe ich mich oft aufgehalten.” Und wieder tauchte die entscheidende Frage auf: “Wir waren weit weg von daheim. Es stellte sich erneut die Frage: Was jetzt? Eigentlich steht einem die ganze Welt offen. Es war zu der Zeit nicht einfach, Ja zu sagen. Ich dachte mir, vielleicht erschlägt es mich. Die entscheidende Frage lautet wohl: Bin ich bereit, mich selbst zu verschenken.”
Den Zivildienst leistete Rupert Santner in der Pfarre Pöllau. Dort kam auch sein handwerkliches Talent bei Renovierungsarbeiten zur Geltung. Parallel bekam er das geistige Leben und den Tagesablauf eines Priesters mit. “Eigentlich hab ich das gemacht, was ich kann, und das gesehen, was ich sehen wollte.” Sein Herzenswunsch wurde immer sichtbarer: “Für mich ist es eine Frage des Herzens und der Liebe. Dort, wo die Liebe am größten ist, dort verschenkt man sich auch am meisten. Es zeigt sich im Leben. Wenn ich etwas nicht liebe und nicht mit Leidenschaft betreibe, werde ich es früher oder später aufgeben. Der Mensch ist von der Vernunft gesteuert, aber noch viel mehr von Dingen, die dadurch Einzug ins Herz gefunden haben. Dinge, die wir lieben, bewegen uns zu ihnen hin.”
Mit 21 hat Rupert Santner mit dem Theologie-Studium in Heiligenkreuz (NÖ) begonnen. “Daheim am Hof haben sie mich vermisst. Auch bei der Musikkapelle St. Andrä musste ich leider aufhören. Für Freundschaften war es aber eine Bereicherung. In Diskussionen war meine Berufung auch ein Geschenk für andere.” Nach zwei Jahren wechselte er an das ITI Trumau (NÖ). “Ich wollte mehr sehen. Es ist dort intellektuell sehr hoch mit englisch-amerikanischer Lernmethode.” Nach drei Jahren – nach Abschluss der Sponsion – ging der Weg weiter nach Salzburg. Aktuell absolviert er sein Doktorat in Innsbruck. Parallel läuft seit 2016 das Priesterseminar. Ende 2019 folgt die Diakonweihe, im Sommer 2020 die Priesterweihe. “Ich bin nach wie vor der Gleiche, musiziere gerne. Ich habe ein Facebook-Konto und gehe mit Freunden auf ein Bier. Ich höre deswegen ja nicht auf zu leben. Ganz im Gegenteil. Durch meinen Weg erhalte ich unglaublich wertvolle neue Freundschaften. Mit meinem alten Umfeld habe ich nach wie vor Kontakt und jeder freut sich, wenn ich da bin.”
Viel Raum zur Verwirklichung bekommt er in seinen Aufgaben von der Jugendarbeit bis hin zu Medienprojekten. Ende Oktober führte er eine Wallfahrt mit 120 Kindern und Jugendlichen aus ganz Österreich in die Schweiz.
Und was bedeutet für den angehenden Priester Zufriedenheit? “Zufriedenheit bedeutet für mich, auf dem Platz zu sein, zu dem Gott mich geführt hat und wo mein Herz sich ganz daheim fühlt und sich auch ganz verschenken darf. Örtlich ist das nicht begrenzt. Als Priester muss man aus dem Glauben heraus leben. Sonst ergibt es keinen Sinn. Ich forsche sehr tief und beschäftige mich intensiv damit. Der Glaube beweist, dass Gott wirklich existiert und uns verwandelt und glücklich macht. Der Glaube ist ein Geschenk für jeden. Wir dürfen ihn als Priester stärken. Die Not in der Welt ist extrem groß und wird immer größer werden. Wenn Herzen nicht von Liebe erfüllt werden, bluten sie aus. Kein Mensch kann geben, was er nicht empfangen hat. Der Mensch muss sich erfüllen lassen”, sagt Rupert Santner.
Written by Salzburger Nachrichten
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